Endlich aber habe ich was Absonderliches entdeckt: Lavashak. Nehme an, „lava“ muß ein Farsi-Ausdruck für „flach“ sein. Also, Lavashak sieht so aus, als habe man aus Muranoglas ein Tischdeckchen gegossen, und zwar in dunkelroter Farbigkeit. Man verkauft’s an Ständen, wo es auch Früchte in Fruchtsirup gibt, und zwar ausschließlich bei den Amüsierörtlichkeiten, in der Innenstadt findet man’s nicht. Das Muranoglas ist noch nicht ganz fest geworden, aber ganz flüssig ist es auch nicht mehr. Da sich das Habitat des Lavashaks stets in unmittelbarer Nähe von Früchten befindet, habe ich schon geargwöhnt, es müsse was damit zu schaffen haben.
Unterwegs mit Alireza und Peyman nun habe ich die unmittelbare Konfrontation gewagt, bzw. erstmal gefragt, was das sei. Alireza hat mir sofort eine Kostprobe für lau verschafft, und somit kann ich sagen: Es ist genau das, wonach es aussieht – als hätte man in irgendeiner Überzentrifuge beim CERN es geschafft, Fruchtsäure und -süße zu unendlicher Dichte zu komprimieren, und hätte dann Muranoglastischdeckchen draus gewalzt, die sich durch ein Austricksen auf Molekularebene gleichzeitig im festen wie im flüssigen Zustand befinden. Das ganze Deckchen verhält sich nämlich im, zum Beispiel, Faltenwurf durchaus flexibel, beißt man allerdings drauf, ist es hart wie Rigips. Die Fruchtsäure frißt sich sofort durch sämtliche Schleimhäute (ihr habt „Alien“ gesehen, ja?), man würde schreien, kann aber nicht, weil es einem die Zähne unwiderruflich zusammenklebt.
Auf meine zuvor gestellte Frage, aus welchen Früchten das nun gemacht sei, begann Alireza fieberhaft im „English for the Iranian Passenger“ zu blättern, fand schließlich die Seite, auf der lauter bunte Illustrationen von Obst und Gemüse abgebildet waren, und wies zielsicher auf die Zwiebel. Ich hätte schallend gelacht, ging ja aber nicht, bekam die Zähne ja nicht auseinander.