Gemäß diesen meinen hiermit kurz zusammengefaßten Recherchen gilt es, unbedingt Plov zu essen. Zudem habe ich ja foodbloggendem Freund Stevan und unlängst auch Kommentator Thomas Crown versprochen, Gaumen und Magen vor Ort zu sein und dementsprechend zu berichten. Überhaupt, welch ein schönes Wort,
Plov – in Bulgarien hätte ich beinahe in Plovdiv Station gemacht, bloß weil mir der Name gefiel. In Samarkand erwarb ich bereits ein Plovpostkarten-Set. Ich fühle mich bereit.
Nun zur Praxis. Plovessen ist nahezu unmöglich. Es handelt sich um ein striktes Mittagsgericht, und bei aller Neugier und Hingabe und Verpflichtung: Ich bin kein Mittagesser. Ich bin auch kein Frühstücker in Belangen, die über Kaffee und Zigaretten hinausgehen. Am späten Vormittag bei 40° Celsius ein Gericht zu mir zu nehmen, das allerortens für seine Fettigkeit und sein triefendes Öl gerühmt wird – ich kann das nicht. No way.
Versuche trotzdem seit Turkmenistan händeringend an Plov zu gelangen. Es geht nicht. Schon mittags sehe ich keinen einzigen lebenden Plov, abends ist er ausverkauft, und selbst wenn’s gelegentlich vielleicht denkbar wäre: Es widerspricht jedem Survivalinstinkt, ein Gericht von einer vergilbten Karte zu bestellen in einer Location, wo sämtliche Eingeborene gerade ausnahmslos Schaschlik essen.
Kein Plov in Turkmenistan. Taschkent brüstet sich gar mit dem
Zentralasiatischen Plov-Center, laut
Lonely Planet, da müsse man jedoch unbedingt vor 12 Uhr erscheinen. Ich wollte mich überwinden und es dessen ungeachtet tun, stand aber an jenem Vormittag vor der Wahl: Plov oder Blog, entschied mich für letzteres, Blog kann ich nämlich auch mittags.
Kein Plov in Usbekistan. Die Plovuhr tickt. Kasachstan ist die letzte Chance. Schließlich, im Scheherazadekostümrestaurant in Astana, ist es so weit: Plov nicht nur auf der Karte, sondern auch tatsächlich vorhanden. Abends. Endlich! Welch großer Moment. Her mit dem Plov, ich erwarte ihn in fiebriger Andacht. Nach Wochen ist es soweit. Ich werde das Weiße im Auge des Plovs zu sehen bekommen. Die Spannung ist unermeßlich.
Scheherazade bringt mir einen Teller. Auf öliger Reiswüste kämpfen vereinzelte winzige Lammstückchen gegen Agoraphobie. Ein paar bleiche Karottenschnitze sorgen nicht wirklich für Unruhe. Wenn man aber Salz drüberschüttet, schmeckt es zumindest nach Salz.
Noch bin ich für zwei Tage in Almaty, und ich werde bis zur letzten Minute mit Zähnen und Klauen um Plov kämpfen, auch wenn mir Lamm inzwischen zu den Ohren rausblökt. Ich gebe nicht auf, ich kann und will nicht glauben, daß es das plovmäßig schon gewesen sein soll. Von sowas macht man doch keine Postkartensätze. Das Restaurant des heutigen Abends entpuppte sich als undercovergeorgisch, die kennen Plov nicht, die gestrige Schaschlikeria hatte selbst mittags keinen. Ich beginne zu befürchten, die Mission Plov könnte sich als impossible erweisen.
Noch gute Weiterreise!
(super blog - macht echt Spass, den Strapazen der Reise von meinem Sessel mitzunehmen) Und bei soviel Hingabe zum Reisen und ausprobieren, darf muss man nur Hut ab sagen.
(und danke fuers erinnern an 'mein lieber Herr Gesangverein'. Sowas vergisst man im Ausland. Uebersetz das mal in/auf englisch! Geht genauso gut wie 'alter Freund und Kupferstecher', bei der meine Tochter wissen wollte, was das ist.