Gleichzeitig haben sie ausgetüftelt, daß Essen viel besser mit Stäbchen schmeckt. Ist so, kein Scheiß! Analysiert man das Prozedere, leuchtet es ein. Mit Messer, Löffel, Gabel läßt sich’s unkonzentriert reinschaufeln. Das Auswählen, Anpeilen, Aufpicken mit Stäbchen erfordert hingegen eine sowohl visuell wie intellektuell gründliche Vorbereitung und Beschäftigung mit dem anvisierten Häppchen. Dem Stäbchenzugriff als solchem wohnt bereits ein sublimer Gestus inne. Der Moment des Transports dann von höchster Konzentration, und hat man den Bissen unverunfallt tatsächlich zum Munde geschafft, schmeckt man den Triumph darüber gleich mit.
Ebenso durchdacht ist die Inszenierung des Mahls, bei der klassischerweise alles von allen gegessen wird. Super! Mal abgesehen vom hohen Spaß- und Neugierfaktor, ist der Akt natürlich unendlich kommunikativer – man teilt in der Tat die Erfahrung, was sich beim Essengehen im westlichen Stil auf sinnlose Dialoge wie „Meins ist gut“ – „Meins ist auch gut“ beschränken muß. Ein Anreiz übrigens, sich viele Freunde zuzulegen, je mehr Mitesser, umso mehr Gerichte.
Ebenso aufregend wie das Essen: Die englischen Übersetzungen der Speisekarten. Den oder das
Boletus mushrooms explodes bullfrog aß ich im Yunnan-Restaurant um die Ecke. Auch wenn es sich bei dem Bullfrog um ein höchst knöchliges
size zero Exemplar handelte, der Lindsey Lohan unter den Bullfrogs, war’s köstlich, vor allem das Boletus, was immer es ist. Explodiert allerdings ist es nicht, muß sich um einen Blindgänger gehandelt haben, was ja aber nur zum Vorteil gereicht.
Ich finde es nur manchmal grenzwertig, dass die Tiere praktisch "komplett" verspeist werden, daran muss man sich gewöhnen.
Viel Erfolg und Spass in Shanghai!
Gruesse ---