Wer denkt, in einem Zug, der heute nichts weiter vorhat als durch die Gegend zu fahren, könne man ausschlafen, der irrt. Ich zum Beispiel. Um Punkt sieben, ungeachtet der Tatsache, daß hier keiner vor frühestens eins, halb zwei ein Auge zutat, fanfaren die Lautsprecher los. Mit einem bunten Potpourri der schrecklichsten Melodien Chinas. Vielleicht ist’s auch ein Radiosender: Die erbärmlichsten Hits der Achtziger und Neunziger und das Schlimmste von Heute. Es dezibelt sich noch durch die solidesten Qualitätsohrstöpsel. Abgelöst wird das musikalische Inferno von Leuten, die schreien; mal schreien sie einzeln, mal im Dialog, dann halten sie kurz inne, damit das Publikum schreien kann. Ich halte das entweder für eine Art Comedy-Hörspiel oder irgendeine Show – China sucht den Superschreihals. Ich halte es für einen Grund, irgendwen zu töten. Bin ich auch sonst ein hartes Kekschen, Zwangsbeschallung macht mich mürb. Man hat aus gutem Grund mit sowas in Guantánamo gefoltert. Wahrscheinlich mit derselben CD.
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